Erlebbare
Psychologie

Erlebbarkeit

Erlebbarkeit

«Ich nahm es den Philosophen übel, dass sie von all dem redeten, was keiner Erfahrung zugänglich war, und überall da schwiegen, wo man auf eine Erfahrung hätte antworten sollen.»

Carl Gustav Jung, 1960, «Erinnerungen, Träume, Gedanken», S. 124

Schnörkel C

Wenn wir unsere Bücher nach der Erlebbarkeit des Geschriebenen sieben würden, würden viele Sätze herausfallen.

Manches, was wir sagen, denken und aussprechen, ist ein wahres Erleben, entweder ein eigenes oder das eines Mitmenschen. Manches, was wir sagen, denken und aussprechen, ist ein Konzept, ein Gebilde im Denken, und kaum jemand hat es je wahr und wirklich erlebt.

Auch auf dieser Webseite stehen Aussagen, die wie Theorie klingen, wie etwas zwar Mögliches, doch Unfassbares. Je mehr wir uns untereinander in unserem Erleben austauschen, desto mehr wird sich die Erlebbarkeit von manchem heute noch Geheimnisvollen in uns selbst zeigen.

Hier einige Beispiele für Aussprüche:

Schnörkel D

«Es regnet»

kann im eigenen Sehen, Hören, Riechen, Tasten überprüft werden. Ich nehme sehend die Regentropfen wahr, hörend das Rauschen der fallenden Tropfen, riechend den feuchten Geruch des Regens und tastend den Aufprall der Tropfen auf meiner ausgestreckten Hand. Ich nehme all das wahr und so nehme ich den Regen für ‹wahr›. Meine Nächsten können es in ihrem Wahrnehmen bestätigen.

Was ist Erleben?

«Der Mount Everest ist der höchste Berg der Erde»

Es ist möglich, ihn bei klarem, blauem Himmel zu besteigen und im Umherschauen zu erkennen, dass kein anderer Berggipfel ringsum höher ist. So ist seine überragende Höhe in der Region des Himalaya erlebbar. Nicht erlebbar ist der Vergleich mit den argentinischen Anden.

«Ich habe Freude»

ist im eigenen Fühlen erlebbar und ein Nächster kann es spüren.

Kurs in Gewahrsein 1

«Ich bin auch Körper»

ist im eigenen Körperempfinden erlebbar, denn wir sagen: «Mir ist kalt», «Ich habe Hunger», «Ich bin müde» und: «Ich bin gestern durch die Strassen zum Haus meiner Freunde gegangen». Somit bin ‹ich› auch Körper.

www.koerper.jetzt

Ramana Maharshi sagte: «Der grobstoffliche Körper … bin ich nicht.» Aus: «Wer bin ich?», Satz 1

«Ich bin auch Geist»

ist für diejenigen erlebbar, die wach bewusst Astralreisen vollziehen können, in denen sich der Geist räumlich vom Körper löst. Sie erleben nun im Sehen, Hören und Tasten ihren eigenen Körper und sind dabei nicht mehr in ihm.

Robert A. Monroe: «Der Mann mit den zwei Leben – Reisen ausserhalb des Körpers» und andere Quellen

«Ich bin lebendig»

ist als Spüren erlebbar. Es ist möglich, ein feines Pulsieren zu spüren, das den Körper von Kopf bis Fuss durchzieht und in einer ‹eigenen›, ‹wesenhaften› Art und Weise durchströmt.

Kurs in Gewahrsein 1

«Ich bin mehr als nur Körper»

ist spürend für diejenigen erlebbar, die mit geschlossenen Augen das oben beschriebene lebendige Pulsieren spüren, das nicht nur den gesamten Körperraum erfüllt, sondern auch wahrnehmbar über die Grenzen der eigenen Haut hinausreicht.

«Du bist Schuld, dass der Nagel jetzt in der Wand steckt»

ist nicht erlebbar. Erlebbar ist der Anblick des Nächsten, mit dem Nagel in der einen Hand und mit der anderen Hand den Hammer schwingend, das Geräusch des auf den Nagelkopf auftreffenden Eisens und das anschliessende eigene Betasten des nun in der Wand steckenden Nagels. Die Schuld dahinter ist nicht wahrnehmbar.

Der Urknall

entzieht sich jeder Erlebbarkeit.

«Mir geht es gut»

ist im Fühlen von Freude im eigenen Gefühlsgemisch erlebbar, siehe oben: «Ich habe Freude». Falls die eigene Stimmung niedrig oder tief ist, ist die Aussage nicht wahr oder ‹Gut-Gehen› hat für den Aussprechenden eine andere Bedeutung.

«Mit Liebe hergestellt»

ist erlebbar, indem spürige Menschen die offenen Herzen der Arbeiterinnen und Arbeiter bei der Herstellung wahrnehmen.

Das offene Herz

ist in sich selbst und bei Mitmenschen spürbar, solange mit «offenem Herzen» das Empfinden von Liebe als Gefühl gemeint ist.

Die erste allgemeine Beschreibung unseres Erlebens: Liebe, Spüren

Eine neue Art, die Welt zu sehen: Liebe in sich selbst als Gefühl empfinden

Videobeitrag 2019: «Was die Liebe ist»

«Ich bin erkältet»

ist im Sehen, Tasten, Körperempfinden und Spüren erlebbar und damit wahrnehmbar: Aus der Nase läuft Sekret, im Raum der Stirn- und Nasennebenhöhlen ist ein Brennen und Druck, die Augen sind gerötet und ich spüre weniger Lebensenergie.

«Ich bin krank»

ist im Vergleichen mit anderen Menschen oder im zeitlichen Vergleich mit sich selbst verstehbar und alles Vergleichen ist ein Denken. Wäre ich der einzige Mensch auf der Erde und würde nur im Hier und Jetzt leben, wie könnte ich erleben, ob ich krank bin? Was ist die Definition von Krankheit? Bin ich krank, wenn meine Stirn heisser ist als die meiner Mitmenschen? Bin ich krank, wenn ich so erschöpft bin, dass ich nicht mehr aufstehen kann oder mag? Bin ich krank, wenn ich meinen Blutzuckerspiegel durch Injektionen von Insulin selbst reguliere?

«Ich habe einen Virus»

ist in den elf Strömen des Erlebens nicht wahrnehmbar. Ich kann das Virus weder sehen, hören, riechen, schmecken, tasten, körperlich empfinden, fühlen noch spüren. Viren sind wie Elektronen, auch diese sind nicht erlebbar. Vielleicht gibt es sie in der Art, wie wir sie uns vorstellen, vielleicht sind sie nur ein Modell, ein Gebilde im Denken. (Und doch führen derartige Konzepte zu wirksamen Dingen und Geschehnissen, wie zum Beispiel zum Bau eines Atomkraftwerks oder zum Rückzug sehr vieler Menschen in Zeiten eines Lockdowns.)

«Ich habe Hoffnung»

ist erlebbar. Es ist ein Fühlen und Spüren: Wenn ich an morgen denke, hebt sich meine Stimmung und ich werde innerlich weit.

Geschrieben am Morgen des 19.6.2022

Schnörkel C

Mohnblüten
Mohnblüten

Home

+ Begriffe

+ Erleben

+ Gewahrsein

+ Mehr

+ Kontakt